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Geschichte

Unser Ort erscheint, urkundlich hinreichend beglaubigt, erstmals im Jahre 933 beim Verkauf eines Hofs „cortinum a roncale: Manno verkauft für Johannes und dessen Gattin Dominica an Magnus und dessen Gattin Quintella einen Hof, Land und Baumgarten zu Ruggell (Buchs im April 933).“

Die Gemeinde Ruggell hat im Jahre 1994 über die Geschichte des Dorfes eine Schrift herausgegeben, in der auch im Zeitraffer wie oben die Chronologie „von Roncale zu Ruggell“ beschrieben worden ist.

Diese Schrift ist bei der Gemeindeverwaltung erhältlich und enthält folgende Kapitel:

  • Von Roncale zu Ruggell – Chronologie bis 1899
  • Bis in die Fünfzigerjahre – Zeitgeschichtliches
  • Landschaft und Dorf – ein Rundgang
  • Kultur und Tradition – erhaltenes Erbgut
  • Wandel der Lebensformen – im Spannungsfeld
  • Gemeinde und Verwaltung – Besinnung auf Gemeinschaft
  • Entwicklung der Gemeinde – künftige Aufgaben
Ruggell morgen

Ruggell morgen

Ruggell hat sehr gute Aussichten, auch künftig eine qualitativ geschätzte Wohn- und Arbeitsstätte zu sein. Die sich abzeichnenden Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik werden intensiv mitverfolgt, interessiert diskutiert und die Weichen werden sukzessiv danach ausgerichtet. Bereiche die es genau zu beobachten (und allenfalls anzupassen) gilt, sind u. a. im Boden- und Baurecht (Raumplanung), in der Bewahrung der Erholungsräume, in der Verkehrspolitik, in der Seniorenpolitik und allgemein in der Gesellschafts- und Sozialpolitik auszumachen.

Ruggell heute

Ruggell heute

Heute ist Ruggell ein modernes, vielschichtiges Dorf und ein beliebter Anziehungspunkt für Naturfreunde geworden. Infrastrukturell ist alles vorhanden, was den Einwohnerinnen und Einwohnern das Leben sowohl privat wie auch geschäftlich erleichtert:
effiziente Verwaltung, Schule, Post, Gastbetriebe, grosszügige Freizeitstätten aller Art, Gewerbebetriebe, moderne Kommunikationskanäle, privat nutzbare öffentliche Räume, Fuss- und Fahrradwege, Baurechtsmöglichkeiten für Wohnungen und Unternehmungen und gute Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr. Nicht zu vergessen die für das Dorfleben so wichtigen Nahversorgungsgeschäfte wie das Erlebniscenter REC (Ospelt Supermarkt).

Mit Baulandumlegungen auf neuestem Erkenntnisstand entstehen Wohnquartiere mit sehr hoher Lebensqualität.

Neben dem baulich-infrastrukturellen Top-Standart gibt es auch viele Softfaktoren die für den Standort Ruggell sprechen: vielfältige kulturelle und sportliche Vereine und Angebote, eine offene Landschaft mit intakter Natur als Ausgangspunkt für Rad- und Wandertouren, z.B. in die renaturierte Auenlandschaft oder ins Ruggeller Riet. Mit der OJA (Offene Jugendarbeit Liechtenstein) wurde die Jugendarbeit auf eine professionelle Basis gestellt. Ruggell ist auch Heimat verschiedener moderner Kunstschaffender mit überregionalem Bekanntheitsgrad.

1950–1990

1950–1990

Von der Gross- zur Kleinfamilie

Die engen verwandtschaftlichen Bindungen und Kontakte der Dorfbewohner lösen sich mehr und mehr auf. Das ausgeprägte Sippenschaftsdenken unserer Vorfahren verschwindet zusehends. Der frühere Familien- und Sippenzusammenhalt entsprang einer wirtschaftlichen und sozialen Notwendigkeit, er sicherte das Überleben eines jeden Einzelnen. Durch die wirtschaftliche Unabhängigkeit ist die früher so notwendige Verwandtschaftshilfe auch weniger gefragt. Soziale Einrichtungen wie die Familienhilfe, der Mahlzeitendienst, die LAK (Liechtensteinische Alters- und Krankenhilfe) mit seinen Betreuungszentren und weitere Institutionen helfen, soziale Defizite im familiären Bereich zu lindern. Lebten im Jahre 1950 in einem Haushalt noch durchschnittlich fünf Personen, waren es 1990 noch deren drei und heute sind es gerade noch durchschnittlich 2.5 Personen.

Vom Bauerndorf zum Dorf mit modernen Strukturen

Ruggell hat sich in den vergangenen 40 Jahren vom Bauerndorf zu einem Wohndorf mit ansehnlichen Häusern, gepflegten Gärten und Plätzen wie auch asphaltierten Strassen verändert. Die Misthaufen mit den krähenden Hähnen und gackernden Hühnern sind verschwunden. Verblieben sind einige grosse Landwirtschaftsbetriebe als Aussiedlungshöfe.

Vom Landwirt zum Angestellten

Der wirtschaftliche Aufschwung hat auch für die Einwohner von Ruggell zu besseren Bildungsmöglichkeiten und Berufschancen geführt. Früher waren die Erwerbsmöglichkeiten im Dorf durch die Landwirtschaft bestimmt, daneben gab es wenige Gewerbebetriebe.
Die Entwicklung des Industrie- und Dienstleistungssektors in unserem Land hat, verbunden mit den Ausbildungsmöglichkeiten, zu einer grundlegenden Veränderung der Berufs- und Erwerbswelt geführt. Aus den Kindern der Landwirte und Kleinhandwerker sind Kaufleute, Verwaltungs- und Facharbeiter oder selbstständige Unternehmer geworden.

Vom Tüarkarebel zur Pizza

Den Wandel der Lebensformen erkennt man auch in der Veränderung der Ernährungs- und Essgewohnheiten. Noch bis in die 1960iger Jahre hinein versorgten sich die meisten Haushalte selbst. Der Tüarkarebel, die liechtensteinische „Nationalspeise“, stand morgens und abends fest auf dem Speiseplan. Die Esskultur ist heute international geworden. Vegetarische Gerichte deuten auf eine Veränderung hin, vielleicht auch auf die mit dem Wohlstand verbundene Übersättigung. Unser Gesundheits- und Schlankheitsbewusstsein zeigt den Wandel auf, denn früher ging es primär um die ausreichende Ernährung.

Vom Laden zum Einkaufszentrum

Der Lebensmittelbedarf, der nicht mit der landwirtschaftlichen Eigenproduktion gedeckt werden konnte, wurde in den örtlichen Einkaufsläden bezogen. Das Angebot war bescheiden, die Kaufkraft gering, das Lädelesterben machte auch vor Ruggell nicht Halt. Heute ist die Gemeinde Ruggell sehr froh darüber, dass der Lebensmittel- und Haushaltbedarf im neuen und modernen Ruggeller Einkaufszentrum abgedeckt werden kann.

Von der Innen- zur Aussenorientierung

Ruggell, im Dreiländereck, ist nicht mehr Niemandsland. Durch die vielfältigen Kontakte nach aussen, in der Arbeitswelt, Ausbildung und Politik, in den Ferien, dank technischen Möglichkeiten ist auch Ruggell ins globale Netz eingebettet.

Wertewandel

In den 1950er-Jahren war der Katholizismus allgegenwärtig, er prägte das öffentliche Leben, die Sitten und die Weltanschauung. Der regelmässige sonntägliche Kirchgang war äusseres Zeichen der Zugehörigkeit zur Religions- und Dorfgemeinschaft. Von Klerus und Obrigkeit festgelegte, allgemeingültige Moralvorstellungen bestimmten das öffentliche Verhalten und Zusammenleben. Abweichungen von diesen Normen wurden kaum toleriert. Die kargen Lebensumstände und fixierten Wertvorstellungen liessen kaum Spielraum für persönliche Entfaltung.

Die vielfältigen Veränderungen haben die Beziehung zur Scholle mehr als gelockert. Die Leitplanken sind bedeutend offener geworden, jede und jeder hat die Möglichkeit, sich individuell und seinen Talenten und Neigungen entsprechend zu entfalten. Zur Erhaltung des Zusammengehörigkeitsgefühles und der Identität leisten die Dorfvereine, allen voran die traditionellen Kultur- und Sportvereine, einen unbezahlbaren Beitrag.

1940–1950

1940–1950

Die Zeiten werden erneut unsicher. Die Feuerstürme des Zweiten Weltkrieges brechen los; auch Ruggell bleibt nicht unberührt. In der einst so festgefügten, katholischen und fürstentreuen Bevölkerung werden Risse sichtbar.

Gegen Ende des Krieges herrscht nochmals Aufregung. Die Alliierten rücken gegen Feldkirch vor, Flüchtlinge überqueren die Grenze. Unter ihnen sind auch etwa 500 Russen der 1. Russischen Nationalarmee, die sich der deutschen Wehrmacht angeschlossen haben. Sie werden entwaffnet und in Ruggell in drei Baracken interniert. Später werden sie zur Arbeit eingeteilt und bei mehreren Bauern untergebracht. Es entsteht eine Beziehung, die ihre Spuren nicht nur auf den Feldern hinterlässt.
Der Rhein ist besiegt. Der Krieg ist vorbei, eine neue Zeit beginnt.
Ist es eine Ironie der Geschichte, dass nun, da erstmals der einst alles bestimmende „Talvogt Rhein” entmachtet ist, die Bedeutung des Bauernstandes im Sinken begriffen ist?
Landwirtschaftliche Produkte werden über gut ausgebaute Strassen eingeführt.
Man findet erste Arbeit in der kleinen Textilfabrik an der Landstrasse oder in den sich neu bildenden Indutriebetrieben des Landes. Die Bevölkerung, welche in den letzten 50 Jahren weitgehend konstant geblieben war, wächst. Telefon und Radio halten Einzug. Ruggell öffnet sich. Alte Strukturen brechen auf, nicht von jedem der Alteingesessenen begrüsst. Ein neues Kapitel beginnt.

1914–1940

1914–1940

1914 bricht der erste Weltkrieg aus. Liechtenstein bleibt neutral, trotzdem herrscht Not. Die Handstickerei hat keine Aufträge mehr. Die Ausfuhr von Waren in die Schweiz wird verboten und 1917/18 stellt die Rheinfähre ihren Betrieb ein. Ruggell wird noch mehr von der Umwelt abgeschnitten. Nach Ende des Krieges ist die Krone nicht mehr und der Schweizer Franken noch nicht Zahlungsmittel. Geschäfte sind dadurch oftmals nur durch Tauschhandel möglich.
Im Jahre 1922 wird Ruggell an das Stromnetz angeschlossen; wenigstens ein Lichtblick in dieser schwierigen Zeit. Die Handstickerei konnte sich von der Krise des Ersten Weltkrieges nicht mehr erholen und musste aufgegeben werden. Es wurde der Bau einer soliden Brücke über den Rhein diskutiert.
Diese Diskussionen und Planungen wurden allerdings zunichte gemacht, als am 25.September des Jahres 1927 der durch tagelange Regengüsse angeschwollene Rhein bei Schaan den Damm brach und sich über das Unterland ergoss. Ruggell war am schlimmsten betroffen. Die Ernte ist vernichtet, die Böden mit einer Schicht von Sand und Kies bedeckt, Keller und Erdgeschosse verschlammt, die Strassen unpassierbar.
Trotzdem wird 1928 der Bau einer Rheinbrücke beschlossen und 1929 fertiggestellt. 1930 wird der Bau des Binnenkanals in Angriff genommen und 1937 feierlich eingeweiht. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel und es kann nun laufend neues Kutlurland erschlossen werden. 1939 wird ein neues Schulhaus eingeweiht, welches zum grossen Teil durch Einbürgerungen finanziert wurde.

1900–1911

1900–1911

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Anfang des 20. Jahrhunderts, Ruggell zählte damals 450 Einwohner, war die Fertigstellung der Kirche das bedeutendste Ereignis. 1911 wurde sie feierlich eingeweiht.
Daneben diskutierte man teils heftig über den Bau des Binnenkanals, der dem Rhein seine Gefährlichkeit endgültig nehmen sollte. Ruggell war zu dieser Zeit fast abgeschlossen, im Norden die Staatsgrenze zu Österreich, im Osten die bewaldeten Hänge des Schellenberges, südlich die schlechte Strasse nach Bendern, mitten durch sumpfige Auen und oft unpassierbar, und im Westen schliesslich der Rhein.
Dominiert wird die Gemeinde von einzelnen Familien ohne parteipolitischen Bindungen. Das Dorf lebt zur Hauptsache von der Landwirtschaft. Handwerk wird meist nur im Nebenverdienst ausgeführt und in Heimarbeit werden Stickmaschinen bedient.
 
Eine erste Öffnung deutet sich an: 1911 wird in Ruggell eine Fahrradhandlung eröffnet. Das Fahrrad nimmt bis zum heutigen Tag eine wichtige Stellung in Ruggell ein.

1899

1899

An Weihnachten wird die erste Heilige Messe in der neuen Pfarrkirche St. Fridolin gefeiert.

1898

1898

Das erste Telefon mit Anschluss ans österreichische Telegrafennetz wird installiert.

1897

1897

Grundsteinlegung zum Kirchenbau.

1896

1896

Die Rheinfähre wird durch Franz Josef Hoop, Rössle, wiedereröffnet.

1895

1895

Fährmann Johann Büchel, Haus Nr. 52 „s`Gottfreds, legt das Projekt einer Luftbahn (Drahtseilbahn) über den Rhein vor.

1891

1891

Ruggell zählt 450 Einwohner. Die Bevölkerungszahl ist infolge der Auswanderung wieder auf die Grösse von 1812 zurückgegangen.

1885

1885

Gründung der Blechinstrumentenmusik Frohsinn

1884

1884

Der Bau einer Rheinbrücke ist im Gespräch.

1874

1874

Ruggell wird aufgrund der Abkurung von der Kirche in Bendern selbstständige Pfarrei. Pfarrer wird Joseph Burr aus Württemberg. Gründung des Kirchenchors. Rudolf Quaderer, Lehrer, Organist und Dirigent, ruft einen gemischten Gesangschor ... mit viel Arbeit und grosser Mühe ...“ ins Leben.

1872

1872

Unterhalb der Gampriner Mühle bricht der Rheindamm. Ruggell und Bangs werden überflutet.

1868

1868

Rheineinbruch in der „Lettenbucht“. Das Bangserfeld und Bangs werden überflutet.

1866

1866

Feldweibel Andreas Walch und weitere acht Ruggeller nehmen am letzten Feldzug des liechtensteinischen Militärkontingents teil. Der Auszug aufs Stilfserjoch erfolgt im Rahmen des preussisch-österreichischen Krieges.

1864

1864

Das neugeschaffene Gemeindegesetz stärkt die politische Selbstbestimmung der Gemeinden und ermöglicht deren freie Vermögensverwaltung.

1862

1862

Liechtenstein erhält eine neue Verfassung. Parlamentarische und demokratische Mitwirkungsrechte werden eingeführt sowie Vereins- und Pressefreiheit gewährt.

1859

1859

Ableitung des Mölibachs in den Spiersbach mit Einmündung in den Rhein unterhalb von Bangs. Die „Lucken“ in der „Lettenbucht“ wird geschlossen.

1855–1858

1855–1858

Es kommt zu grösseren Auswanderungswellen nach Amerika. Die Bevölkerungszahl sinkt.

1854

1854

Lorenz Feger von Triesen, provisorischer Kurat, wird erster Seelsorger in Ruggell. Im Baumgarten des Mang Walch wird der Friedhof angelegt.

1852

1852

Das Fürstentum Liechtenstein schliesst einen Zollvertrag mit dem Kaiserreich Österreich-Ungarn ab. In Ruggell werden am Rhein Finanzer stationiert. Ruggell zählt 541 Einwohner.

1851

1851

Die Ruggeller Kapelle wird verlängert.

1850/51

1850/51

Der Ingenieur J. Jakob Kuemmerle legt seinen „Neu-Regulierungsplan Ruggell“, ein generelles Entwässerungsprojekt, vor. Das ganze Gemeindegebiet wird erstmals genau vermessen und planmässig erfasst. Alle Bodenparzellen sind eingezeichnet und nummeriert. Ein geradliniges Netz von Entwässerungsgräben wird in den nächsten zehn Jahren angelegt.

1849

1849

Ruggell und Bangs werden überschwemmt.

1848

1848

Die Strasse von Bendern über Ruggell (Fallagass) nach Bangs wird ausgebaut.

1847

1847

Der Staatsvertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Fürstentum Liechtenstein sieht den Bau von Hochwuhren beidseits des Rheins im Abstand von 120 Metern vor. Dahinter sollen als nachgeordnete Schutzwälle im Abstand von 47 Metern Binnendämme errichtet werden. Der Landesverweser bewilligt die Auswanderung einer Ruggeller Familie, welche in der Folge das Bürgerrecht verliert.

1846

1846

Rheineinbruch unterhalb Triesens am 28. Juni. Die Talebene Liechtensteins steht sechs Wochen unter Wasser.

1843

1843

Das Trattrecht (allgemeiner Weidgang auf allen Gütern ausserhalb des eingezäunten Dorfes) im Gemeindegebiet von Ruggell wird aufgehoben. Es erfolgt die endgültige Aufteilung des Rietes und dessen Übergang ins freie Eigentum der 88 Haushaltungen. Anlass für diese Verteilung des Gemeinbesitzes sind steigende Bevölkerungszahlen sowie die Überschwemmungen und Versumpfungen von Feldern und Auen.

1839

1839

Rheineinbruch unterhalb Gamprins. Ruggell und Bangs stehen unter Wasser.

1836

1836

Das „alte“ Schulhaus wird gebaut (abgebrochen 1961).

1831

1831

Das „Sommerriet“ (Oksarietle) wird unter die 88 Haushaltungen aufgeteilt „wegen seiner versunkenen Pflanzenfelder“ infolge des Rheineinbruchs von 1829.

1829

1829

Vom 15. bis zum 20. September sind Gamprin und Ruggell überschwemmt.

1817

1817

Hungerjahr und riesige Überschwemmungen. Es kommt am 27. August zu Rheineinbrüchen unterhalb der Fähre in Ruggell und oberhalb von Bangs, die zu einer Verlettung und Verkiesung des Bodens führen. Da durch die verheerenden Einbrüche ein Grossteil der den Hausnummern zugeschriebenen Güter vernichtet ist, werden diese Flächen zusammengeworfen und neu verteilt.

1816

1816

Hungerjahr. Die vergangenen fünf Jahre mit den sogenannten Eiszeitsommern brachten schneereiche Winter, späte Frühlinge und nasskalte Sommer mit Hochwassern und Missernten.

1815

1815

Der energische Landvogt Schuppler schreibt Folgendes über Ruggell: „Ruggell besteht aus 88 Haushaltungen mit 435 Einwohnern. Hier werden jährlich im Monat Mai und Juni bis zu St. Johannestag alle Samstage Viehmärkte abgehalten. Die Einwohner leben von Viehzucht, Feldbau, besonders aber vom Flachsbau und sind die fleissigsten im Lande ...“

1809

1809

Das Grundbuch wird angelegt. 1812, gemäss der ersten Volkszählung, leben 451 Menschen in Ruggell.

1808

1808

Die alte Verfassung wird aufgehoben. Das Amt des Landammanns verschwindet. Den Gemeinden und deren Richtern (d.h. Vorstehern) wird nur noch wenig Selbstständigkeit zugestanden.

1807

1807

Die Schulpflicht wird auch in Ruggell, mit einem Jahr Verspätung, eingeführt.

1799

1799

Französische Truppen unter General Massena überqueren bei Bendern den Rhein und plündern am Eschnerberg. Auf dem Gantenstein werden Kanonen aufgestellt, um Feldkirch zu beschiessen. Vor der Stadt kommt es zur Schlacht. Ruggell wird zwar von den französischen Truppen verschont, muss aber jahrelang Kriegslasten mittragen.

1794

1794

Es kommt zur endgültigen Grenzziehung zwischen Ruggell und Schellenberg nach langjährigen Streitigkeiten wegen Gemeingutes an Wunn und Weid, Trieb und Tratt, Zwing und Bann. Die Teilung erfolgt im Verhältnis der Haushaltungen, wobei auf Ruggell 82 Teile, auf Schellenberg deren 49 entfallen.

1790

1790

Wuhrvertrag zwischen Werdenberg und Liechtenstein. Man geht von der alten Wuhrbaumethode mit Schupf- und Streichwuhren zu geschlossenen Längswuhren über, jedoch mit wenig Erfolg.

1784

1784

Ruggell zählt 76 Häuser und 397 Untertanen. In Ruggell finden wöchentlich Viehmärkte und dreimal im Jahr Pferdemärkte statt. Es hat zwei Wirte sowie eine Mühle und Säge. In Ruggell werden von den Bauern viele Pferde gehalten und man züchtet eine kleine, zähe Pferderasse.
Die Leute, ob sie schon rauh, grob und ungesittet zu seyn scheinen, sind dennoch ... die besten Unterthanen, denn sie sind nicht nur sehr arbeitsam und würtschaftlich ... und bei ihnen [ist] durchaus in allen Gemeindseinrichtungen ... die beste Ordnung anzutreffen ..., auch gibt es da überhaupt ehrlich vermögliche Bauern. (Aus der Landbeschreibung von 1784: Gilm von Rosenegg / Josef Fritz).

1776

1776

In einem Brief zwischen Sennwald und Ruggell, der sich auf die Wuhrbriefe von 1597 und 1619 gründet, werden Wuhrmarchen ("Mönny") festgelegt.

1725

1725

Wuhrabkommen mit der Gemeinde Altenstadt. Die Altenstädter übernehmen die Wuhrarbeiten bis zur damaligen Einmündung des "Mühlbaches" in den Rhein, ca. 500m oberhalb der heutigen Grenze bei der sogeannten "Lettenbucht", um Bangs und Matschels besser zu schützen.

1721

1721

Ruggell noch mit Namen Roggell in der Heberkarte aufgenommen.

1700

1700

Das Dorf zählt 60 Haushaltungen. Nach 1700 nehmen die Rheingrössen verheerende Folgen an. Überschwemmungen und Einbrüche im Rheintal werden aus den Jahren 1739, 1740, 1743, 1762, 1769 berichtet. Besonders schlimm waren die Dammbrüche von 1775, 1785 und 1787. 1789 kam es im Juni und im Oktober zu Rheineinbrüchen.

1699

1699

Fürst Hans Adam I. von Liechtenstein kauft das Unterland, die Herrschaft Schellenberg, für 115'000 Gulden. Am 16. März 1699 findet die Huldigung auf der Platte in Bendern statt. Landammann und Landeshauptmann Andreas Büchel aus Ruggell vertritt die Landschaft und setzt sich energisch für die Beibehaltung der althergebrachten Rechte ein.

1692

1692

Das herrschaftliche Mühleregal wird abgelöst. Die Ruggeller zahlen dem Grafen von Hohenems 400 Gulden. Sie können mahlen, wo sie wollen und erhalten auch das Recht eine eigene Mühle zu bauen.

1689

1689

Die Genossenschaftsalpe im Rellstal/Montafon, die Bauern von Ruggell und Gamprin gehört, wird in einem Mark- und Weidbrief erwähnt.

1687

1687

Andreas Büchel und seine Stiefbrüder Christoph, Georg und Ferdinand erwerben von Graf Jakob Hannibal von Hohenems um 300 Gulden die Fähre von Ruggell für sich und ihre Nachkommen.

1668

1668

Auch Ruggell wird vom unseligen Hexenwahn nicht verschont. Der Fährmann Spiegler, dem die Fähre gehört, wird wegen Hexerei hingerichtet.

1650

1650

Eine Rheingrösse (Hochwasser) reisst im Dezember die Mühle los. Sie kann aber wieder aufgefischt und instand gesetzt werden.

1646

1646

Die Schweden kommen! Am Weihnachtsabend streifen schwedische Reiter durch Ruggell und beginnen zu rauben und zu plündern. Flüchtlinge aus Feldkirch und Ruggell werden vom Salezer Pfarrer Jost Grob mit Schiffen ans sichere Ufer gerettet.

1638

1638

Unterhalb der „Flandera wird ein neues Wuhr gebaut. Das dahinterliegende Land wird entlang des „Panggs Porth unter die Haushaltungen aufgeteilt. Alle haben im gleichen Ausmass zum Wuhrunterhalt beizutragen.
Auf den fruchtbaren Äckern entlang des Rheins wird viel Korn gepflanzt, weshalb es auch seit altersher eine Mühle gibt. Diese Schiffsmühle steht auf einem Floss, das am Ufer befestigt ist, aber je nach Wasserstand und Rheinverlauf verschoben werden kann.

1634

1634

Die Wuhrgrenze zwischen Gamprin und Ruggell wird im Schlatt festgelegt. Heute verläuft dort die Gemeindegrenze.

1629

1629

Österreichische und spanische Truppen lagern mehrfach mit dem ganzen Tross in Ruggell und nehmen den Menschen den letzten Bissen Brot weg. Sie schleppen Krankheiten und Seuchen ein. Aufs Neue fordert die Pest ihre Opfer.

1619

1619

Schiedsspruch zwischen Sennwald und Ruggell, weil sich Ruggell nicht an den Wuhrbrief von 1597 halte.

1617

1617

Die erste urkundlich datierte Weihe einer Kapelle findet am 20.September 1617 statt. Als Kirchenpatron erscheint neben der Jungfrau Maria Sankt Fridolin. Die Wahl des Kirchenpatrons könnte auf die Nähe des Gaugerichtes Müsinen bei Rankweil zurückzuführen sein, vor welchem Fridolin der Legende nach mit dem toten Ursus erschien und sein Recht erhielt.

1614

1614

Bau einer Kapelle in Ruggell.

1613

1613

Auf die „glücklichen Sulzer Zeiten folgt das schreckliche Hohenemser Jahrhundert mit Krieg, Hungersnot, Seuchen, Pest und Hexenwahn.

nach 1600

nach 1600

Die Hochwasser des Rheins werden immer bedrohlicher, weil durch die Rodungen der Walser und der Bergbaubetriebe viele Bündner Täler zu stark entwaldet werden. Insgesamt sind seit dem 13. Jahrhundert mehr als 70 Überschwemmungen in unserem Land verzeichnet.

1597

1597

Im Wuhrbrief zwischen Ruggell und Sennwald wird der Hirschensprung als Visierhilfe für den Wuhrbau erwähnt.

1579

1579

Die Ruggeller klagen gegen die Schellenberger, weil diese beim gemeinsamen Wuhren nicht helfen wollen.

1530

1530

Die Schellenberger klagen gegen Ruggell wegen des Atzungsrechtes (Weiderecht) auf den Bangser Wiesen.

1507

1507

Die Grafen von Sulz übernehmen die Herrschaft Schellenberg. Für unser Land beginnen die „glücklichen Sulzer Zeiten. Die Reformation wird vom Grafen verboten.

1500

1500

Das Dorf Ruggell zählt 24 Familien.

1497

1497

Erste Grenzziehung zwischen Ruggell und Schellenberg. Ein Schiedsgericht unter Freiherr Ludwig von Brandis beendet die langen Streitigkeiten um Wald- und Weidennutzung und setzt Marken von ... der alten Schellenberg durch das Metzental bis zu Tüllers Boden.

1488

1488

Ein Schiedsspruch legt die Pfarreigrenze Bendern-Altenstadt fest. Darin wird die nördliche Grenze beschrieben: ... vom Gandenstein – Markstein – zum alten Badbrunnen – dem Hasenbach hinab in die Spürs – Weienau...

1464

1464

Ruggell verweigert den Hanfzehnten an das Kloster St. Luzi in Chur, muss aber klein beigeben. Da Ruggell zur Pfarrei Bendern gehört, gibt es immer wieder Abgabestreitigkeiten.

1437

1437

Die Grafen von Brandis erwerben den nordwestlichen Teil der Herrschaft Schellenberg mit Ruggell. Die Landammänner vertreten das Volk und halten Gericht zu Rofenberg. Unterland und Oberland sind nun in einer Hand vereint.

1405

1405

Ammann und Landleute am Eschnerberg beschwören mit den Appenzellern den Bund ob dem See. Die Untere und Obere Burg werden gebrochen und ausgeräuchert.

1394

1394

Am 17. November 1394 vergibt Graf Albrecht von Werdenberg-Bludenz das Fährrecht zum Püchel unterhalb von Ruggell als Erblehen. In der Verkaufsurkunde eines Feldkircher Ausbürgers wird ein Feld im Mühlbach erwähnt, was auf das Vorhandensein einer Mühle schliessen lässt.

1374

1374

Der Rhein setzt den Talgrund der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg unter Wasser.

1347

1347

Das Domkapitel in Chur erwirbt einen Hof in Ruggell: Jos Bok in Feldkirch verkauft den Chorherren am 4. Dezember 1347 ... den hof und das guot ze Runggaelle.... In den folgenden Jahrhunderten wird in vielen Urkunden immer wieder der grosse kirchliche Grundbesitz erwähnt. Ebenso scheinen mehrfach Bürger der Stadt Feldkirch auf, die in Ruggell wohnen, stattliche Häuser bauen und Handel treiben mit Korn, Pferden und Salz. So wurde gemäss mündlicher Überlieferung das Haus Nr. 72/73 von einem Feldkircher Wirt und Handelsherrn erbaut.

1343

1343

Rheinüberschwemmung. Die Jahre 1342 bis 1348 gelten als die katastrophenreichste Zeit der benachbarten Eidgenossenschaft: Überschwemmungen, Nässe, Kälte, Hungersnot und Pest.

1317

1317

Die Herren von Schellenberg verkaufen ihren Besitz – den nordwestlichen Teil des Unterlandes mit Ruggell, Gamprin und Schellenberg – an die Grafen von Werdenberg-Bludenz.

1315–1317

1315–1317

Sintflutartige Niederschläge gehen in ganz Mitteleuropa mit Überschwemmungen und Hungersnöten einher.

1276

1276

Der Rhein ist ungewöhnlich gross und tritt an manchen Orten verwüstend über seine Ufer.

1206

1206

Erste Erwähnung einer Rheinnot. Die Kirche von Lustenau wird weggeschwemmt.

933

933

Unser Ort erscheint, urkundlich hinreichend beglaubigt, erstmals im Jahre 933 beim Verkauf eines Hofes cortinum a roncale: Manno verkauft für Johannes und dessen Gattin Dominica an Magnus und dessen Gattin Quintella einen Hof, Land und Baumgarten zu Ruggell (Buchs im April 933).

800

800

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Zur Zeit Karls des Grossen gehört unser Gebiet zum fränkischen Reich. Die ganze Gegend von Altenstadt, Gisingen über Nofels bis nach Gamprin wird im 9.Jahrhundert Ad Roncalem genannt. Später wird der Ortsname Roncale ( Reute bzw. Rodungsfläche) nur noch für das Gebiet des heutigen Ruggells verwendet.

500 n. Chr.

500 n. Chr.

Das Weströmische Reich ist untergegangen. Die römischen Soldaten sind zwar abgezogen, doch die rätisch-römischen Bauern bleiben. Allmählich dringen vom Bodensee her die Alemannen auf der Suche nach neuem Siedlungsland in unser Gebiet vor. Bereits die ersten Siedler auf Ruggeller Gebiet machen die von Natur aus günstigsten Standorte ausfindig. Die fruchtbaren Schwemmböden entlang der verschiedenenen Rheinarme und Giessen bieten Ackerland im Überfluss – ein Argument das schwerer wiegt als die Rheingefahr. Sie roden in mühseliger, gemeinsamer Arbeit die leicht erhöhten Schwemmlandrücken abseits der bereits ansässigen rätoromanischen Bevölkerung rund um den Eschnerberg. Die Hütten und Ställe der alemannischen Sippen werden ringförmig in den Rodungsinseln angelegt, was heute noch im alten Kerngebiet des Dorfes erkennbar ist.

15 v. Chr.

15 v. Chr.

Die Römer erobern unser Gebiet. Erstmals wird das Rheintal in einen Staat eingegliedert. Verwaltungsmässig wird es später Teil der Provinz Raetia Prima des Römischen Kaiserreichs. Das Rheintal wird zum Durchzugsgebiet für Soldaten und Händler. Obwohl die Römerstrasse entlang des rheinsicheren Bergfusses von Schaan-Nendeln-Schaanwald verläuft, werden in Ruggell Scherben römischer Tongefässe und ein Depot von 25 römischen Münzen aus der Zeit von 313 bis 340 n. Chr. entdeckt.

Bronzezeit

Bronzezeit

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Im Ruggeller Riet stösst man in unserem Jahrhundert auf erstaunliche Funde aus dieser prähistorischen Zeit: Schmucknadeln, eine Lanzenspitze aus Bronze, einen Armreif sowie eine Bronzefibel und ein Lappenbeil aus der Hallstattzeit. Weitere Funde zeigen, dass in unserer Gegend eine Bevölkerung lebt, die sowohl vom keltischen Kulturbereich aus dem Bodenseeraum wie auch vom rätischen aus dem Alpengebiet beeinflusst wird.