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Presseartikel

 
Dienstag, 18. Okt 2011

Wirtschaft in Ruggell: Jährlicher Unternehmer-Treff zeigt Wirkung

Konjunktur?Der Unter-nehmer-Apèro 2010 war ein schöner Erfolg – gestern kam es zur zweiten Auflage der interessanten Veranstaltung. Tragendes Thema: Die Gesundheit von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.

Hochkarätig besetzt war ges-tern der «Zweite Ruggeller Unternehmer-Apèro» im Gemeindesaal in Ruggell. Als Gastgeber fungierte wie im vergangenen Jahr auch die Wirtschaftskammer Ruggell.

Begrüsst wurde die gut besuchte Veranstaltung vom Gemeinderat und Vorsitzenden der Wirtschafts-kommission, Peter Biedermann. In seiner kurzen Ansprache liess er die vergangenen 12 Monate aus wirtschaftlicher Sicht Revue passieren –und freute sich über das Erreichte: Die Idee der Kindertagesstätte wurde genauso zur Zufriedenheit aufgegriffen wie das Projekt «Verkehrs-?anbindung Industrie Nord». Auch die Gewerbezone Flandera macht gute Fortschritte: «Der Richtplan steht, das Reglement insgesamt wird noch heuer fertiggestellt – diesbezüglich freut sich die Ruggeller Wirtschaft auch über schöne Synergie-?effekte für den Gemeindewerkhof», resümierte Biedermann. Als neues Projekt für das kommende Jahr nannte er die Überarbeitung der Parkierungs-Administration und –wie sollte es anders sein – die Vorbereitung des Unternehmer-Apèro 2012. Das tragende Thema: Betriebliches Mobilitäts-Management.

Nicht auf Lorbeeren ausruhen

Einen historischen Abriss der Wirtschaftlichen Entwicklung Liechtensteins in den vergangenen 80 Jahren lieferte Regierungschef Klaus Tschütscher – nicht ohne einen Blick in die Zukunft zu werfen und darzu legen, was dann die grossen Aufgaben sein werden: «Der Wirtschaftsaufschwung in unserem Land ging rasant vonstatten. Die Erfolgsfaktoren waren politische Stabilität, Eigenstaatlichkeit und eine fruchtbare Integrationspolitik. Wir dürfen uns aber nicht isoliert sehen, sondern müssen uns in Sachen Dienstleistung internationalen Standards angleichen. Unser Ranking ist Triple-A, auf der Hohen Kante liegt viel Geld – eineinhalb Jahresbudgets insgesamt. Besser könnte es nicht sein. Darauf sollten wir uns aber nicht ausruhen. Wir besetzen interessante Nischen – und andere sind hungrig auf diese Nischen.» Damit das Werk weiter rund läuft, müsse dringend eine Regierungs- und Verwaltungsreform durchgeführt werden. Damit einher gehen sollte ein ausgeglichener Finanzhaushalt und eine ebensolche Finanz-Disziplin. «Sparen müssen auch wir – es gibt genug gescheite Köpfe im Land, die gute Vorschläge, auch über die Parteigrenzen hinweg, liefern. Es ist nicht wichtig, wer die gute Idee hat, sondern dass diese umgesetzt wird.» Als überaus erfreulich erachtet der Regierungschef die Tatsache, dass über die Agenda 2020 parteiübergreifender Konsens bestünde.

Burn-out schleicht sich ein

Ums Thema «Burn-out» ging es beim fesselnden Referat von Milan Kalabic, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH in der Klinik in Teufen. «Burn-out» schleicht sich langsam und unbemerkt in den Körper. Die Ursachen für «Burn-out»-Anfälligkeit könnten schon in der Jugend zu finden sein: Durch den frühen Tod eines Elternteils beispielsweise oder durch Vernachlässigung, Liebesentzug und körperliche Strafmassnahmen.

Bis zur Toleranzgrenze

«Grundsätzlich ist Stress nichts Schlechtes», erklärt der Fachmann, denn: ohne Stress würde die Menschheit nicht vorwärtskommen. Stress motiviert, bewegt, gibt Energie, macht anpassungsfähig und ist daher lebens- und überlebenswichtig. «Stress erweitert den persönlichen Horizont bis zur individuellen ?Toleranzgrenze. Fazit: Die Grenz-überschreitung ist nicht das Problem, sondern wo die Grenze des Grenzüberschreitens beginnt.» Risikofaktoren gibt es auf persönlicher, beruflicher und gesellschaftlicher Ebene: «Soziale Isolation beispielsweise – oder Ängstlichkeit und finanzielle Verschuldung. Es kann Probleme geben in zwischenmenschlichen Beziehungen oder es wird einem ganz einfach die Zeit knapp, weil man zu viel arbeitet.»So erstaunlich es klingen mag: Arbeiten kann süchtig machen, so Kalabic. Und der Workaholismus hat auch alle Merkmale einer Sucht: Euphorie mit Hyperaktivität, gesteigertem Einsatz für Ziele und dem Gefühl der Unentbehrlichkeit – gefolgt von Apathie mit dem Gefühl der Einsamkeit, mit Ängsten und dem Vernachlässigen von gesellschaftlichen Aktivitäten. «Last, but not least wird – ganz typisch für Süchtige – die Sucht verleugnet.

Jeden kann es treffen

Als Phänomen wurde «Burn-out» in den 1990er-Jahren als Krankheit definiert und auch mehr oder weniger anerkannt. «Das Phänomen titt bei allen Berufsgruppen auf und ist ein deutliches Zeichen wirtschaftlicher Veränderungen.» Dementsprechend müsse die Gesellschaft der Krankheit mit Ernsthaftigkeit begegnen. Und der Erkrankte sollte – im besten Falle schon frühzeitig – erkennen, in welche fatale Richtung der Zug Fahrt aufnimmt. Der Appell des Psychiaters: Die Menschen sollen miteinander sprechen und auch streiten.