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Presseartikel

 
Samstag, 07. Sep 2013

«Wem ghörscht?» – Identitäts- findung im Heilsplan Gottes

Gedanken zum Hochfest Mariä Geburt

Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war …


So beginnt das Evangelium zum Hochfest Mariä Geburt, dass wir in unserer Kirche am 8. September feiern. Je nachdem nimmt der Priester auch die abgekürzte Version des Evangeliums, bei der es direkt zur Geburt Jesu Christi kommt. Auch ich habe nicht selten lieber die Kurzversion genommen, könnten doch die Gläubigen unwillig auf die schier unendliche Aufzählung von 42 Generationen hebräischer Namen reagieren. Diesmal werde ich aber ohne schlechtes Gewissen wieder die Namen von Aminadab, Roboam, Sadok oder den anderen vorlesen – geht es doch hier um etwas, das uns in unserer heutigen Zeit durchaus wieder wichtig ist: um unsere Identität! Wer bin ich? Wo komm ich her? Wo geh ich hin?

Ahnenforschung auf dem Vormarsch

Ein erster Blick bei der Findung der eigenen Identität schweift eben zu unseren Vorfahren: Nicht nur im Internet erfreuen sich Seiten wie «ahnenforschung.net» oder «genealo-gienetz.de» hoher Besucherzahlen; sogar meine Gemeinde Ruggell hat mit der Aktion «Wem ghörscht?» (www.ahnenforschung-ruggell.li) ein Projekt zur Ahnenforschung gestartet.«Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams», so steht es über dem Stammbaum unseres Festevangeliums zum 8. September geschrieben. Dieser Stammbaum wird uns verkündet zum Verstehen, wer Jesus ist. Er ist der Sohn Davids, des Königs von Israel und der Sohn Abrahams, des Vaters aller Völker. Die vielen Namen – drei Mal 14 – machen deutlich, dass Jesus verbunden ist mit diesen beiden Gestalten der Bibel; die Verbundenheit Gottes mit dem Volk der Juden in König David und der Segen für alle Völker in Abraham. Wenn man weiss, woher man kommt und wozu man gehört, gibt dies uns Halt und Sicherheit im Leben. Eine Sicherheit, die uns nun selbst zu neuen Anfängen fähig macht.

Von der alten Identität geprägt

Auch Jesus ist verbunden mit seiner Herkunft, und doch beginnt hier etwas Neues. Denn am Ende des Stammbaums steht «Josef, der Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren». Gott baut auf der einen Seite mit seinem Heilsplan auf der Geschichte auf, in der Gott sein Volk berufen und geführt hat. Und doch steht auf der anderen Seite das Neue: Maria erwartet ein Kind «durch das Wirken des Heiligen Geistes». Es gibt einen neuen Stammbaum. Gottes Geist selbst bewirkt diesen neuen Stammbaum.Unsere Identität steht zwischen Alt und Neu. Viele kennen die Erfahrung, dass sie mit zunehmendem Alter den eigenen Vater oder die eigene Mutter in sich selbst wiederfinden. Durch die Gene, durch Sprache und Kultur sind wir von der alten Identität geprägt. Und doch will der Mensch Neues in seinem Leben schaffen; er will an seinem «Wer-bin-ich?» mitwirken.

Zu christlichen Wurzeln stehen

Genau auf diesem Scheitelpunkt stehen wir als Christen: In der ersten Geburt, der biologischen, sind wir geboren als Kinder unserer Eltern und Bürger unseres Staates. In der zweiten Geburt, der Wiedergeburt durch die Taufe, wurden wir angenommen als Kinder Gottes und Bürger im Reich Gottes. Wir haben gleichsam zwei Stammbäume; den einen muss jeder für sich aus seiner Familienchronik zusammenstellen; den anderen haben wir gemeinsam als Schwestern und Brüder im Glauben, als Familie Gottes, als Kirche Jesu Christi.Verleugnen wir diese unsere Identität nicht! Stehen wir zu unseren christlichen Wurzeln!

*Thomas Jäger ist Pfarrer in Ruggell.