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Presseartikel

 
Freitag, 28. Nov 2014

Ohne Liebe bliebe das «Fremde» ewig fremd

Heiratsmigration Das Küefer -Martis -Huus in Ruggell lud zum Gesprächsabend «Heiratsmigration in Liechtenstein» ein – Im Rahmen der aktuellen Ausstellung «Aus Liebe Fremd».

«Wenn ich gut drauf bin, habe ich zwei Heimaten, wenn ich schlecht drauf bin, habe ich gar keine.» Mit diesem Ausstellungs-Zitat startete Johannes Inama, Moderator und Leiter des Museums, die intime Gesprächsrunde im Küefer- Martis-­Huus. Im Vorfeld bedankte sich Inama bei den drei Interviewpartnern für ihre Bereitschaft, offen über ihre Heiratsmigration zu sprechen, was nicht selbstverständlich sei. Die Gesprächsrunde fand im Rahmen der aktuellen Ausstellung «Aus Liebe Fremd» statt, in welcher Frauen, Männer und Paare über ihre Erfahrungen mit dem Heiraten über Grenzen berichten. Am Mittwochabend waren folgende drei Interviewpartner vor Ort: Helene Neff, geborene Gabathuler aus Weite (CH), verheiratet mit Josef Neff aus Zug (CH). Die ehemalige Lehrerin mit liechten-steinischen Wurzeln lebt heute mit ihrer Familie in Vaduz. Die Künstlerin Gertrud Kohli, geborene Büchel aus Ruggell, war mit Hanspeter Kohli aus Bern verheiratet, der inzwischen verstorben ist. Vlado Franjevic, Künstler und Dichter aus Kroatien, lebt heute in Schaan. Der Familienvater war mit Yvonne Heeb aus Ruggell 14 Jahre lang verheiratet und ist inzwischen geschieden.

Liebe bedeutet Loslassen

Wie aus der Ausstellung hervorgeht, ist nicht nur in Liechtenstein, sondern auch in Deutschland und der gesamten EU Heiratsmigration einer der wichtigsten Gründe für eine Einwanderung: «Der Begriff Migration wird heute oftmals mit problematischen Auswirkungen auf die Gesellschaft verbunden. Dass länderübergreifende Wanderungsbewegungen aber häufig mit Liebesbeziehungen oder Heirat verbunden sind, ist vielen nicht bewusst.» Spätestens nach der familiären Gesprächsrunde war dies der Zuhörerschaft anhand der geschilderten Erfahrungen klar. Denn die Kleinheit des Landes hat zur Folge, dass Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner sehr oft über die Landesgrenzen hinaus heiraten, wie auch Fakten der Ausstellung bezeugen. Die drei Interviewpartner berichteten im Gespräch mit Johannes Inama über spannende und verblüffende Wege ihrer Liebe, über Hindernisse und Ängste, Glück, Hoffnung und Leid in der Fremde und in der neu gewonnenen Heimat.
Als Erste erzählte Helene Neff ihre Lebens- und Liebesgeschichte, die bis nach Las Vegas führte. Dort heiratete sie 1974 ihren Mann Josef.

Heimat ist dort, wo Liebe verbindet

Während der detaillierten Schilderungen glänzten ihre Augen, als wollten sie sagen: «Rückblickend würde ich nochmals dasselbe tun.» Helene Neff ist inzwischen 40 Jahre verheiratet und Doppelstaatsbürgerin. Die ehemalige Lehrerin kennt als Geschichte-Führerin das Ländle in- und auswendig. Heute pflegt sie ihren schwer erkrankten Mann selbst zu Hause, was für sie selbstverständlich sei: «Ich tue es aus Liebe.» Die nachfolgende Erzählung von Gertrud Kohli war genauso spannend und farbenreich. Die gebürtige Ruggellerin ist bereits in jungen Jahren in die USA ausgewandert und erarbeitete sich dort ihre erste Basis für ihr Lebenswerk als Künstlerin. Ihre abenteuerlichen Erzählungen über das damalige fortschrittliche New York, ihre erste Kunstreise durch Italien, die sie erstmals mit Werken von Michelangelo in Berührung brachte, zeugten von einer selbstständigen Frau, die bereits in jungen Jahren emanzipiert war. Demnächst wird Kohli im Martis-Küefer-Huus ihre Werke ausstellen. Der Dritte im Bunde, Künstler und Dichter Vlado Franjevic, ist in jungen Jahren über seine Mutter in die Schweiz gereist. Die Begegnung mit seiner Frau Yvonne Heeb aus Ruggell sowie die Herzlichkeit, mit welcher er in ihre Familie aufgenommen worden sei, berühren den Künstler heute noch, wie aus seinen Dankesworten zu entnehmen war. Denn letztlich zähle der Mensch, nicht seine Herkunft, Papiere oder sein Geld, wie Franjevic mit folgendem Satz verdeutlichte: «Menschen, die offenen Herzens, aus Liebe ins Land kommen, ticken einfach anders.»