Dienstag, 03. Feb 2015
Loslassen und Neues wagen
Denkanstoss Das Küefer-Martis-Huus in Ruggell er-öffnete am Wochenende
die Vernissage «Aufbruch» der Künstlergruppe «kunst-farb-form». Die Werke stiessen auf grosses Interesse.
«Aufbrechen, losziehen, verändern.» Diese Worte bilden die Basis für Bilder, Fotografien, Objekte, Collagen und Installationen, die zum Thema «Aufbruch» auf drei Stockwerken im Küefer-Martis-Huus verteilt sind. «Aufbruch ist ein sehr aktueller und gerade im Kulturbereich immer wieder wichtiger Begriff. In ihm stecken zwei Bedeutungsebenen», differenzierte Leiter Johannes Inama in seiner Eröffnungsrede und fuhr fort: «Einerseits aufbrechen, im Sinne von sich auf den Weg machen, andererseits das Aufbrechen einer Hülle, das Befreien aus alten Fesseln und verkrusteten Strukturen.» Beides sei immer wieder notwendig, wenn der Mensch nicht in alten Gewohnheiten erstarren und im Alltag von der Bequemlichkeit überwältigt werden wolle, so Inama.
Auch das seit 2002 bestehende Küefer-Martis-Huus, Museum und Kulturzentrum der Gemeinde Ruggell, macht sich in diesem Jahr auf einen neuen Weg, wie Inama verlauten liess: «Organisatorisch sind wir gefordert, den Spargedanken der öffentlichen Hand zu berücksichtigen und die bisher fast ausschliesslich von der Gemeinde getragenen Institution durch einen Förderverein zu ergänzen, um so dem Haus eine zusätzliche Verankerung zu verleihen. Dies wird uns in diesem Jahr beschäftigen und fordern.» Inhaltlich werde ab April der Wolf thematisiert.
Jedem Künstler seine Form
Die acht Künstlerinnen und Künstler der Gruppe «kunst-farb-form» sind aufgebrochen, um Neues zu entwickeln und zu entdecken. Der Künstler Wolfram Kaiser präsentiert viele kleinformatige Bilder. Sein Arbeitsfeld ist meistens draussen, vorwiegend am Rheindamm. Heidi Lippuners Kunstgespür als Fotografin ist beeindruckend. Ihre zweite Landschaft ist die Seidenmalerei, eine der ältesten Techniken der Welt. Die konstruktiv konkrete Kunst zu aktuellen und historischen Anlässen ist das Thema von Graziella Keferstein. Die Künstlerin spielt mit geometrischen Formen, Farben und dem Charakter der Ölfarbe. Heidy Eggenberger liebt die Arbeit mit der Hand. Ihr Werkstoff ist Ton, neuerdings auch Beton und Holz. Im Zentrum steht dabei der Mensch. Ruth Giger befasst sich mit der asiatischen Malkunst: dem «Sumi-e», einer Kunstrichtung für Geist und Seele. Gertrud Künzler, ehemalige Kantonsrätin, hatte bereits als junges Mädchen eine Malausbildung absolviert. Irgendwann ist sie auf Textiles, Nadel, Faden und Schere gestossen und lässt nun ihre Wandbehänge lustige und besinnliche Alltagsgeschichten erzählen. Das Hauptthema der Konzeptkünstlerin Doris Bösch ist der Mensch mit all seinen Facetten. Ihre Kunst findet sowohl in Installationen als auch in der Fotografie, Malerei, den Collagen und Performances ihren Niederschlag. Franz Bucher hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Mit konventionellen und unkonventionellen Techniken kreiert er grosse und kleine Werke mit unterschiedlichsten Materialien. Er hat damit schon eine Reihe von Auszeichnungen erhalten.
Besucher dürfen mitwirken
So unterschiedlich, wie die einzelnen Mitglieder der Künstlergruppe «kunst-farb-form» sind, so bunt und vielfältig ist auch deren Ausstellung geworden: «Gemeinsam haben wir versucht, ein stimmungsvolles Zusammenspiel der Arbeiten zu arrangieren, indem die einzelnen künstlerischen Positionen sich gegenseitig ergänzen, bereichern und kontrastieren. Es freut mich zudem, dass mit diesem Projekt wieder einmal die Landesgrenzen durchbrochen und die regionale Verbundenheit zwischen beiden Seiten des Rheintals betont werden», lobte Inama die Aktion.
Die und Künstler leben und arbeiten vorwiegend in der nahe gelegenen Schweiz. Leiter Inama ist sich sicher, dass durch diese Ausstellung viele Besucher aus der Grenzregion in das Küefer-Martis-Huus finden werden. Ansprechperson und treibende Kraft der Gruppe ist die Künstlerin Graziella Keferstein. Sie stammt aus Baden-Baden und lebt seit 20 Jahren in Werdenberg: «Sie hält auf sehr bestimmte, aber doch einfühlsame Art die Fäden der Gruppe zusammen», liess
Inama mit einem würdigenden Lächeln verlauten. Graziella Keferstein, die nach der wortreichen Performance von Doris Bösch und Wolfram Kaiser das Wort übernahm, lud am Ende die Gästeschar ein, sich an der Ausstellung zu beteiligen: «Im oberen Stockwerk steht ein eingerichteter Schreibtisch. Es wäre schön, wenn Sie auf die dafür bereitgestellten Zetteln Ihren persönlichen Aufbruch niederschreiben könnten, natürlich anonym.» Das Publikum liess sich nicht zweimal bitten und packte die Gelegenheit beim Schopf. Die Ausstellung dauert bis zum 22. März.
Weitere Informationen: www.kmh.li