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Presseartikel

 
Dienstag, 28. Apr 2015

Frauen, Freie Liste und VU als Verlierer der Gemeindewahlen 2015

Rückblick Die diesjährigen Gemeindewahlen hielten einige Überraschungen bereit. So konnten die Frauen zwar in Ruggell Erfolge einheimsen, landesweit gehörten sie aber zu den Wahlverlierern.

Lag der Frauenanteil in den Gemeinderäten bisher bei knapp 30 Prozent, schafften es am 15. März nur 18 Frauen auf die 104 zu besetzenden Sitze. Auch die Wahl von Maria Kaiser-Eberle zur Vorsteherin in Ruggell konnte nichts daran ändern, dass der Frauenanteil gegenüber den Vorjahren drastisch gesunken ist: Nur noch 19 Prozent der Gemeinderatsmitglieder sind weiblich (siehe Grafik unten).
Die Geschlechterverhältnisse variieren je nach Gemeinde jedoch nochmals deutlich. Ruggell etwa hat am Wahlsonntag nicht nur eine Vorreiterrolle eingenommen, was die Ernennung Kaiser-Eberles zur Vorsteherin angeht. Mit einem Frauenanteil von 37,5 Prozent ist die nördlichste Gemeinde Liechtensteins ebenfalls Spitzenreiter. Darauf folgen Mauren (30 Prozent), Gamprin und Vaduz (je 25 Prozent). Deutliches Schlusslicht bildet Triesenberg, wo es keine einzige der drei aufgestellten Kandidatinnen in den Gemeinderat geschafft hat.
Dass so wenige Frauen in den Gemeinderat gewählt wurden, sei desillusionierend, wie Wilfried Marxer vom Liechtenstein-Institut meinte. «So werden es sich die Frauen in Zukunft noch genauer überlegen, ob sie sich zu einer Kandidatur entschliessen sollen», befürchtet der Politologe. Und dies, obwohl sich ohnehin immer weniger Menschen für ein politisches Amt motivieren lassen würden.

Grosser Wahlverlierer ist die FL

Zu den Wahlverlieren gehörte jedoch auch die Freie Liste (FL). Die Partei verfügt nun landesweit nur noch über drei Mandate (–3), womit sie in Vaduz, Triesen und Balzers aus dem Gemeinderat gedrängt wurde. Die Wahlschlappe der VU hingegen ist recht glimpflich ausgefallen: Trotz teils heftiger Verluste musste die Vaterländische Union nur ein Mandat sowie einen Vorstehersitz einbüssen. Das selbst gesteckte Wahlziel – die Vorstehermehrheit weiter auszubauen – konnte dennoch nicht erfüllt werden. Vielmehr büsste die VU sogar ihre bisherige Stimmenmehrheit ein.
«Wahlsieger sind in meinen Augen die Unabhängigen, die ihr Landtagsergebnis in gewisser Hinsicht bestätigen konnten», fasste Marxer gegenüber dem «Volksblatt» die Wahl zusammen. DU hätte laut dem Politologen sogar noch erfolgreicher sein können. In Schaan erreichte die Partei rein rechnerisch zwei Mandate, die sie jedoch aus Kandidatenmangel nicht besetzen konnte.
Auch die FBP konnte sich an diesem Wahlsonntag im März zu den Gewinnern zählen. Nicht nur löste die Bürgerpartei die VU als stimmenstärkste Partei ab und verteidigte mit 58 Sitzen die Mandatsmehrheit. Hansjörg Büchel sicherte der FBP durch seinen Sieg in Balzers zusätzlich auch noch die Vorstehermehrheit.

Neubesetzung

Mit Beginn der neuen Legislaturperiode gilt es für die Parteien aber wieder, den Wahlkampf einzustellen und konstruktiv in den Gemeindegremien zusammenzuarbeiten – wenn auch in veränderten Konstellationen. Dem politischen Amt kehren ab dem 1. Mai drei Vorsteher den Rücken zu. Ernst Büchel (FBP) übergibt in Ruggell an seine Parteikollegin Maria Kaiser-Eberle, die die zweite Vorsteherin in der Geschichte Liechtensteins wird. In Triesenberg bleibt der Vorstehersitz mit Christoph Beck, der auf Hubert Sele folgt, in VU-Hand. In Balzers hingegen übernimmt Hansjörg Büchel (FBP) den Sitz von Arthur Brunhart (VU).
«Überraschend ist auch, dass acht bisherige Gemeinderäte nicht bestätigt wurden», wie Marxer feststellt. Den grössten Aderlass hatte dabei die VU zu verkraften, die allein in Eschen drei bisherige Mandatare verlor. In Gamprin verpasste ein weiterer VU-Gemeinderat die Wiederwahl. Bei der FBP ereilte dieses Schicksal drei Volksvertreter – in Mauren, Planken und Balzers. Die FL erwischte es in Triesen.

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Grafik: «Volksblatt»; Erklärung: Anzahl inklusive Vorsteher

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