Dienstag, 26. Mai 2015
«Wia ma bi üüs red» – kostbare
Erinnerungen von Martina Büchel
Buchpräsentation Der Saal im Küefer-Martis-Huus in Ruggell barst wegen der Zuhörermassen, die das Haus stürmten, um den Texten der 91-jährigen Martina Büchel mit viel Genuss zuzuhören. Dazu gab es die Ausstellung «Alti Sacha» zu bewundern.
Johannes Inama, der Leiter des dialektischen Museums, das einerseits durch uralte Holzbaustruktur und andererseits moderne Architektur überzeugt, hatte dabei die Ehre, das zahlreiche und sehr interessierte Publikum zu begrüssen. Danach erklärte die neue Gemeindevorsteherin von Ruggell, Maria Kaiser-Eberle, sie habe das sorgfältig editierte Buch von Martina Büchel natürlich gelesen, und beschrieb weiter das schwere, in jungen Jahren mit harter, strenger, selbstloser Arbeit geprägte Leben der betagten Autorin. Sie sei eine wichtige Erinnerungsträgerin, präsentiere aber auch die festen Werte für die Zukunft des Landes. Patricia und Stephanie, die Enkelinnen der Schriftstellerin und ihre Freundin, Michèle Steffen, haben die Autorin bei der Buchentstehung unterstützt – sowohl bei der Textaufbereitung als auch beim Foto- und Grafiklayout. Für alle war es natürlich ein «Herzensprojekt». Und es halfen noch viele weitere Personen mit, beispielsweise beim Dialektglossar. Zwei Institutionen standen finanziell als Sponsoren bei: Die Kulturstiftung Liechtenstein sowie die Gemeinde Schellenberg, wie Johannes Inama betonte.
Zwei Literaturkostproben
Dann las auch endlich die Heldin des Abends – die rüstige, von Humor, Fröhlichkeit und Optimismus strahlende Martina Büchel – aus ihrem frisch gebackenen Buch. Es waren zwei Erzählungen. Sie berichtete natürlich im Dialekt, der als Nationalidentitätsbestandteil stets ein Schatz sei und bleiben solle. In ihrem Fall war es der Schellenberger Dialekt, den sie seit jungen Jahren spricht.
Wir erfuhren viel über die damalige Haushaltsatmosphäre, als die «Nana» kochte oder sich mit Vieh beschäftigte. In die Schule ging man im Frühling barfuss – im Winter mit Holzschuhen. Zu Weihnachten musste es indes immer eine Krippe geben: Der Säugling (nicht das «Baby») lag in der noch 1843 gefertigten Wiege. Im niedrigen, dunklen Stall standen uralte Gegenstände und man bereitete Gerichte auf offenem Feuer zu. Eine Welt, die den sehr jungen Liechtensteinern so exotisch vorkommt wie ein Dorf im Osten Indiens oder heutzutage «ein Kaff» im Westen Mexikos.
«Alti Gschechta»
In den Räumlichkeiten des Küefer-Martis-Huus kann man zudem altertümliche Objekte sehen, die sehr liebevoll und modern vorbereitet wurden: Stossbutterfass, Nähross, Bleuel, Klostuhl, Hecheln und Glasballon, um nur einige Repräsentanten verschiedener Bereiche des damaligen Lebens zu nennen – halt eben «alti Sacha». Diese sind noch bis September im Küefer-Martis-Huus zu bestaunen.(wipi)