Montag, 05. Okt 2015
«Lange Nacht der Museen» in Liechtenstein begeisterte die zahlreichen Besucher
Ausgestellt Für jeden Geschmack das Passende bot die «lange Nacht der Museen». Künstlerische Zeitreisen, Emanzipationsbewegung, Entwicklungszusammenarbeit, Märchen und Sagen – die nächtliche Atmosphäre bestach mit Vielfältigkeit.
Am vergangenen Samstagabend lag ein besonderer Charme in der Luft. Die Atmosphäre sprühte vor Lebendigkeit und dennoch ging man langsamer, gemütlicher als sonst – im typischen Museumsgang.
Die Eckpunkte des Museumsstreifens bildeten das Küefer-Martis-Huus in Ruggell, sowie der alte Pfarrhof in Balzers. Mit der Trienale Liechtenstein «Gehen – sammeln – kreisen» wird ein Einblick in das aktuelle Schaffen der Liechtensteiner Künstler gezeigt. Auch im Domus in Schaan, unter dem Motto «weiter wüten …», sowie im Gasometer in Triesen füllen Installationen, Skulpturen und Malereien im Rahmen der Liechtensteiner Trienale die Räume. Ein besonderes Highlight im Gasometer war die Lesung von Evi Kliemand. Zurecht nennt sie ihr Werk ein «grosses Kontinuum», ihre Malerei reicht über fünf Jahrzehnte hinweg zurück. Die Malerei und die Dichtung haben sich, wie sie ausführte, von Anfang an unabhängig voneinander, nebeneinander her bewegt. Da sich die beiden Aspekte aber Entstehungs- und Lebensräume teilen, ergebe sich unumgänglich Verbindung: «Auf einer tieferen Ebene mögen sie symbiotisch sein und miteinander kommunizieren, so wie es in einem Garten die Wurzeln der Gewächse tun», führte die Künstlerin aus.
Das Kulturhaus Rössle bot im Rahmen der Liechtensteiner Trienale eine ganz spezielle Führung: Dagmar Frick-Islitzer begleitete die Besucher im Dunkeln, ganz im Sinne der Nacht, auf der Entdeckungsreise durch das Gebäude. Das alte Pfarrhaus in Balzers ist heuer zum ersten Mal an der langen Museumsnacht mit dabei. «Unsere Teilnahme war ein Versuch und wir sind positiv überrascht», so der Leiter des Pfarrhofes Markus Burgmeier. Denn obwohl der Alte Pfarrhof mit seiner Lage in Balzers eher am Rande der Museumsstrecke liege, sei die Ausstellung gut besucht worden, führte Burgmeier zufrieden aus.
Einblicke und Perspektivenwechsel
Das Liechtensteiner Kunstmuseum bot einen Perspektivenwechsel der besonderen Art: Abenteuerlust, Aussicht auf ein besseres Leben und viele weitere Gründe können Anlass für das Verlassen des Heimatlandes sein – dies wurde von 37 Kunstschaffenden differenziert durchdacht und in Kunst verpackt. Informierend, erstaunend, irritierend und zum Nachdenken anregend zeigte sich die Ausstellung «kuska» über Entwicklungszusammenarbeit. Neben dem Perspektivenwechsel bot das Kunstmuseum ebenso eine Rückschau auf 130 Jahre Kunst. Mit Streifzügen durch das Museum konnte man Malerei und Plastik von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart bewundern. Vielfältige Blickwinkel waren ebenso im Kunstraum Engländerbau zu bewundern. Der Ort der künstlerischen Begegnung bot unter dem Titel «Aus der Tiefe» Plattform für eine Symbiose aus assoziativen Naturgebilden, Zeichnungen und performativem, interaktivem Raum. Das Liechtensteiner Landesmuseum ergänzte die kultur- und landesgeschichtliche Sammlung mit diversen Sonderausstellungen. Darunter die Ausstellung «Marilyn, die starke Monroe», welche differenzierte Einblicke in das Leben der Stilikone bot. Ein Fokus lag hier auf dem emanzipierten Aspekt Marilyns, welcher sich im dazugehörigen Liechtensteiner Zeitfenster «Vom Fräulein zur Frau – Emanzipation in Liechtenstein» mit einer persönlichen Note weiterzog. Der Faszinations- und Märchencharakter Marilyns wurde in der Sonderausstellung «Sagen und Märchen in Meisterwerken Uraler Steinkünstler», auf einer ganz anderen Kunstebene weitergeführt. Interessante Informationen über das Handwerk der Steinkunst und die russische Märchengeschichte wurden den Besuchern hier zuteil.
Besonders und geheimnisvoll
Der Charakter des Geheimnisvollen zog sich gewissermassen durch die ganze Museumsnacht hindurch. Das Geheimnisvolle ist es auch, was Norman Büchel, Kurator des Landesmuseums, an der Atmosphäre der Museumsnacht besonders schätzt. «Viele Besucher nutzen die Gelegenheit eines nächtlichen Museumsbesuches gezielt, da es sich hierbei um eine besondere Möglichkeit handelt, welche von interessanten Programmpunkten umrahmt wird», erklärte er. Auch die Museumsbesucherin Eva Gstöhl schätzte diese Möglichkeit: «Die Museumsnacht ist ein Anlass, der einen zu einem Museumsbesuch verführt, welchen man sonst vielleicht nicht wahrgenommen hätte.» Die Museumsnacht bot zahlreiche weitere Glanzlichter im «sLandweibels Huus» mit in Stein geschlagenen mythologischen Tiefen, im Kaisermuseum mit persönlicher Führung und passendem Vortrag zur Sammlung sowie im MuseumMura mit einem Einblick in das Dorfleben vergangener Zeiten.