Samstag, 31. Jul 2021
«Die Topographie des Sozialen»: Ausstellung endet, Projekt läuft weiter
RUGGELL Seit März dieses Jahres haben Toni Büchel und Luis Hilti mit ihrem Verein ELF ihr Basislager im Küefer-Martis-Huus aufgeschlagen und beschäftigten sich mit Fragen des Zusammenhangs zwischen unserem sozialen Zusammenleben und den räumlichen Entwicklungen des Landes. Was trägt das Liechtenstein, das derzeit gebaut wird, zu einer funktionierenden Gesellschaft bei? Und was wären Alternativen?
In der Ausstellung «Die Topographie des Sozialen» sind Reproduktionen alter Fotografien mit Ansichten aus allen Liechtensteiner Gemeinden ausgestellt. Diese können von den Besucherinnen und Besuchern erworben werden. Preis ist eine persönliche Geschichte zu dem jeweils ausgewählten Bild, die dann verschriftlicht und anstelle des Bildes in die Ausstellung aufgenommen wird. Zusammen mit den fortlaufend aufgenommenen Interviews hat sich so das Gesicht der Ausstellung ständig verändert.
Abbau wegen Triennale
Wegen der Vorbereitungen für die Triennale, die im August startet, muss die in den laufend mit zusätzlichen Bildern, persönlichen Geschichten und Interviews ergänzte Ausstellung abgebaut werden. Der Verein ELF bleibt aber in Ruggell aktiv und wird in Zusammenarbeit mit dem Küefer-Martis-Huus bis Jahresende weitere Aktionen und Veranstaltungen durchführen.
Neben der Ausstellung haben Büchel und Hilti sich auch zusammen mit Schülerinnen und Schülern der PS Ruggell in mehreren Workshops mit Fragen rund um ihren Lebensraum auseinandergesetzt.
So wurde experimentiert, wie Ruggell aussehen könnte, wenn seine Einwohnerzahl sich verdoppeln würde. Schlussendlich wurde klar: Mit kleinen Gebäuden war kaum eine sinnvolle Verdoppelung zu erreichen, ohne extrem in die Fläche zu wachsen. Also mussten die Volumen grösser werden. In einem weiteren Workshop beschäftigten sie sich deshalb mit dem Wohnen in Zukunft. Jede und jeder bekam ein Geschoss eines Hochhauses, das er oder sie ihren Wohnbedürfnissen entsprechend gestalten konnte. Nachdem sie ihre Wohnung fertig eingerichtet hatten, konnten sie gemeinsamen Bedürfnissen Rechnung tragen.
Was brauchte es für sie noch, damit dieses Hochhaus zu einem lebenswerten Zuhause würde? Daraus entstanden sehr vielfältige Bedürfnis- und Wunschcollagen, in denen es neben der Traumwohnung mit Garage, Einkaufsladen, Kino und Game-Raum, einem Schwimmbad für alle, einer Dachterrasse mit Campingplatz etc. kaum noch an etwas fehlte. Neben der Umnutzung der Strassen wurde so eine andere im Raum stehende Möglichkeit ausgelotet, um dem knapper werdenden Raumangebot Rechnung zu tragen und allenfalls sogar Wohnqualität dazugewinnen zu können. Die in den Workshops entstandenen grossen Modelle von Ruggell, Collagen und Zeichnungen sind auch im Küefer-Martis-Huus ausgestellt.
In drei Themenabenden wurden auch aktuelle Fragen des Umgangs mit dem gemeinsamen Raum zur Diskussion gestellt. So stand etwa unter dem Titel «Las Vegas – Liechtenstein» die Frage im Mittelpunkt, was der aktuelle «Casino-Boom» für Auswirkungen auf unseren Lebensraum hat. Ein weiterer Abend widmete sich unter dem Titel «Kopenhagen – Ruggell» der Frage, welche Möglichkeiten es gäbe, den derzeit von den Autos dominierten Strassenraum wieder vielfältiger nutzbar zu machen. Und schliesslich standen auch die früher bei uns weit verbreiteten Genossenschaften als mögliche Modelle für kooperatives Zusammenarbeiten in der Zukunft zur Diskussion. (eps)
Aktuelle Informationen zum Begleitprogramm: www.kmh.li oder www.vereinelf.li.
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